Neuropsychologie, was ist das?

Die klinische Neuropsychologie beschäftigt sich mit der Untersuchung und der Therapie von Beeinträchtigungen infolge von Schädigungen des Gehirns oder neurologischen Erkrankungen.

Ursachen neuropsychologischer Beeinträchtigungen

Für viele neuropsychologische Beeinträchtigungen lässt sich durch neurologische Untersuchungen eindeutig eine hirnorganische Ursache feststellen (beispielsweise entzündliche, degenerative oder raumfordernde Prozesse, Schädigungen des Gehirngewebes). Dies ist aber nicht immer der Fall (beispielsweise bei degenerativen Erkrankungen im frühen Stadium, bei hypoxischen Hirnschädigungen, Post-Covid). Die Ursachen neuropsychologischer Störungen können sehr unterschiedlich sein, zum Beispiel:

  • Schlaganfall (Ischämien oder Blutungen)
  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Tumorerkrankung
  • entzündliche Erkrankungen (Encephalitis, Meningitis, etc.),
  • Schädigungen durch Sauerstoffmangel (Hypoxie)
  • Schädigungen durch Vergiftungen
  • unterschiedliche degenerative Erkrankungen (Demenzen)

Was sind neuropsychologische Störungen?

Das Gehirn ist ein äußerst komplexes Organ. Es ermöglicht die Koordination und Integration verschiedener Prozesse, die für das Überleben und die Interaktion des Menschen mit seiner Umwelt von entscheidender Bedeutung sind. Diese Verarbeitungsprozesse lassen sich in mehr oder weniger eng miteinander verknüpfte Funktionen zusammenfassen. Diese Funktionen werden in verschiedenen Bereichen des Gehirns verarbeitet. Einige Gehirnareale sind auf die Verarbeitung bestimmter Funktionen, wie beispielsweise die Fähigkeit, Gesichter verschiedener Menschen zu unterscheiden, spezialisiert. Andere Funktionen hingegen erstrecken sich über größere Bereiche des Gehirns, wie beispielsweise die Aufmerksamkeitsfunktionen. Die Beeinträchtigung bestimmter Gehirnbereiche, sei es durch Verletzungen, Krankheiten, genetische Faktoren oder andere Ursachen, kann daher zu verschiedenen neuropsychologischen Störungen führen. Diese Störungen äußern sich in Defiziten verschiedener Gehirnfunktionen, darunter Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Sprache, Wahrnehmung und Exekutivfunktionen. Oft sind mehrere dieser Funktionen betroffen.

Aufmerksamkeitsstörungen

Aufmerksamkeitsstörungen können sich auf verschiedene Bereiche auswirken, wie die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, Ablenkungen auszublenden, Aufgaben zu organisieren und durchzuführen, sowie die Fähigkeit, über einen längeren Zeitraum auf eine bestimmte Aufgabe zu achten, ohne dabei vorzeitig zu ermüden. Aufmerksamkeitsstörungen sind eine häufige Folge von Beeinträchtigungen des Gehirns und wirken sich auf andere kognitive Funktionen wie zum Beispiel Gedächtnisleistungen aus.

Gedächtnisstörungen

Gedächtnisstörungen sind Beeinträchtigungen, bei denen die Fähigkeit einer Person, Informationen zu speichern, abzurufen oder zu behalten, gestört ist. Sie können in verschiedenen Formen auftreten, wie Amnesie, Kurzzeitgedächtnisstörungen, Langzeitgedächtnisstörungen, anterograde Amnesie und retrograde Amnesie.

Exekutive Störungen

Sogenannte exekutive Funktionen des Gehirns sind für die Planung, Organisation, Selbstkontrolle, flexible Denkprozesse und die Umsetzung von Handlungen verantwortlich. Beispiele für exekutive Funktionen:

  • Planung und Organisation: Die Fähigkeit, Ziele zu setzen, Schritte zu planen, um diese Ziele zu erreichen, und Prioritäten zu setzen.
  • Arbeitsgedächtnis: Die Fähigkeit, Informationen über einen kurzen Zeitraum zu behalten und sie für aktuelle Aufgaben zu nutzen.
  • Impulskontrolle: Die Fähigkeit, Impulse zu kontrollieren und unerwünschtes Verhalten zu unterdrücken.
  • Flexibles Denken: Die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Denkmustern oder Handlungsstrategien zu wechseln und sich an neue Anforderungen anzupassen.
  • Aufmerksamkeitskontrolle: Die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auf eine Aufgabe zu richten und Ablenkungen zu minimieren.

Exekutive Störungen können dazu führen, dass eine Person Schwierigkeiten bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben und Verpflichtungen hat. Dies kann sich auf verschiedene Lebensbereiche auswirken, einschließlich Beruf, Schule, soziale Interaktionen und die Fähigkeit, sich selbst zu organisieren.